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Valery Stojanow

Bulgaren und Türken durch die Jahrhunderte. Probleme der ethno-kulturellen Wechselbeziehungen.

Mainzer Kolloquien zur Turkologie und Orientalistik
Johannes Gutenberg Universität Mainz, Institut für Slavistik, Turkologie und zirkumbaltische Studien, Abteilung Turkologie, 3. Juli 2018.



Einige Vorbemerkungen (Statt Vorwort)

Für ein solch gebildetes Publikum ist es überflüssig, allbekannte Angaben über die geographische Lage und die kulturellen Besonderheiten von Bulgaren und Türken zu erörtern. Beide Nationen entstanden relativ spät und unter dem Einfluss von Prozessen, die sich woanders in Europa entwickelten. Ich meine damit die Erfindung des Konstruktes „Staatsnation“ infolge der Französischen Revolution, dem das deutsche Modell einer „ethnischen“ oder „Kulturnation“ entgegensteht. Auf dem Balkan wurden Elemente beider Modelle übernommen – alle Balkannationen wollen sich als „ethnische“ verstehen, doch beim Nutzen der Vorteile des französischen Modells angesichts der zentralisierten Politik, Kleingruppen für die Kultur der Mehrheit zu gewinnen. In dieser Hinsicht sind Bulgarien und die Türkei keinen Sonderfall – sie haben ähnliche Maßnahmen zur Kontrolle und Steuerung der nationalen Prozesse ergriffen, zum Beispiel mit den Instrumenten der Bildungspolitik oder durch Änderungen von Eigennamen – sei es Oikonyme, Toponyme oder Anthroponyme.

Die Umbenennungen als Mittel der nationalen Konsolidierung

Bereits im Ersten Weltkrieg erließ der Stellvertreter des Befehlshabers Enver Pascha einen Befehl, die Provinzen, Landkreise, Städte, Siedlungen, Berge und Flüsse, die in den "Sprachen nicht-muslimischer Nationen" genannt wurden, umzubenennen – sie sollten künftig türkische Bezeichnungen haben. Später wurden im Zuge der Reformen von Atatürk fast 28.000 topographische Namen geändert. Diese Politik dauerte bis 1978 an und wurde nach dem Militärputsch 1980 wieder aufgenommen nun mit Schwerpunkt auf die kurdische Toponymie.

Die Prozesse waren im benachbarten Bulgarien ähnlich. So wie in Rumänien, Serbien und Griechenland gab es auch dort Tendenzen, fremdsprachige Namen zu ändern. Besonders stark war der Druck, die Spuren des osmanischen Erbes zu beseitigen, die der begonnenen Modernisierung geopfert wurden. Nach dem Militärputsch 1934 wurden z.B. die Namen von 1875 Siedlungen, darunter 14 Städten, sowie 1019 weitere Stadtviertel, Ortschaften, Bahnhöfe u.a., durch neun Befehle des Innenministers geändert. Dies machte 32,6% der Siedlungen – insgesamt 1/3 der bulgarischen Ortsnamen mit überwiegend türkischem Sound. Es gab auch weitere Umbenennungen. 1975 erließ der Ministerrat einen Erlass, wonach "alle Namen von Ortschaften in Bulgarien wohlklingende bulgarische Namen tragen sollten". Eine Reminiszenz an das ist die jüngste Entscheidung des Gemeinderats von Stara Zagora, die "türkisch-arabischen" Ortsnamen in den Umgebungen der Stadt mit bulgarischen Entsprechungen zu ersetzen. Dies betraf 838 Bezeichnungen von Brücken, Felder, Hügel, Bäche, Wälder usw.

Die Eigennamen als Objekt der Integrationspolitik

Der Nationalismus fördert nicht nur die "Erneuerung" der geographischen Nomenklatur. Er führt auch zur obligatorischen Anpassung der Namen an die Normen der Nationalsprachen, woher Nachnamen auf ein und derselben Basis unterschiedliche grammatische Endungen besitzen können. So bringt z. B. der Eigenname Georg (Georgi) verschiedene Arten von Familiennamen hervor – bulg. Georgi-ev, mazed. Georgi-ev-ski, serb. Georgi-ev-ić, rumän. George-scu usw., und vom Namen Ilija entsteht das bulg. Ilie-v, mazed. Ilie-v-ski, serb. Ilie-v-ić, rumän. Ilie-scu, türk. Ilyas-oğlu. Dies gilt auch für Personennamen, die zu einem anderen Kulturkreis gehören, zum Beispiel die muslimischen Namen, welche die entsprechenden Suffixe -ov, -ev und ihren Ableitungen erhalten (so etwa Ahmed-ov, Ali-ev, Ömer-ov-ski, Ibrahim-ov-ić, Mehmed-escu).

Eine extreme Manifestation des nationalistischen Druckes ist es, wenn nicht nur die Nachnamen an das lokale Namensystem gebunden sind, sondern auch die Geburtsnamen durch Bezeichnungen aus dem Onomasticon der Titularnation ersetzt werden. Genau dies passierte in den 1980er Jahren in Bulgarien im Laufe des so genannten Wiedergeburts-Prozesses, der den jüngsten Versuch darstellte, die türkische Minderheit durch Auslöschen ihrer Identität zu assimilieren.

Ich werde mich hier auf diesen Schnitt der neueren Geschichte Bulgariens nicht aufhalten – es ist in der Literatur ziemlich darüber geschrieben. Doch da die Argumentation dieser Kampagne auf einem angeblich bulgarischen Ursprung ALLER Türken im Lande beruhte, hatte mich dies dazu gebracht, mich dem Thema der bulgarisch-türkischen Wechselwirkungen in der Zeit zuzuwenden.

Überblick über das Problem - ein paar einleitende Striche

Hiermit möchte ich über den ethnischen Zusammenhang zwischen Bulgaren und Türken und nicht über die Politik beider Nationalstaaten zueinander oder auf dem Gebiet des „Ethnischen“ referieren, obwohl es eben die Politik war, die mich zur Beschäftigung mit dieser Frage veranlasste. Damit sind die extremen, sich einander ausschließenden Interpretationen über die Herkunft der bulgarischen Türken gemeint, in denen man entweder Nachkommen osmanischer Einwanderer oder umgekehrt Nachkommen einer turkisierten örtlichen Bevölkerung erblicken wollte. Ich möchte aber weit zurückgehen und von einer jahrhundertelangen „türkischen Infiltration“ sprechen, wobei festzustellen ist, dass die beiderseitigen Wechselbeziehungen durch einige Phasen verliefen, die mit Hauptabschnitten der bulgarischen Geschichte zusammenfallen:

  1. Die paganistische Zeit, die etwa bis zur Christianisierung (864) und ein wenig danach andauerte, also bis die Bulgaren ihr „Heidentum“ verließen und in die damalige Zivilisation Europas einbezogen wurden;
  2. Die byzantinisch-bulgarische Zeit, welche die romaeische Herrschaft und die Periode des sogenannten Zweiten Bulgarischen Reichs umfasst: damals verbreitete sich in Bulgarien das byzantinische kulturelle Modell;
  3. Die osmanische Zeit, die mit dem Ende des 14. Jahrhunderts anfing, als das Land vom neuen muslimischen Staat der Osmanen einverleibt wurde und wesentliche ethnokulturelle Transformationen erfuhr.

Die drei Perioden enthielten verschiedene türkische Einflüsse und spiegelten bestimmte Phasen in der Entwicklung des bulgarischen Volkes wieder. Am Ende jedes Zeitabschnitts wurden die Bulgaren nicht mehr das, was sie vorher waren. Sie nahmen neue ethnische Elemente in sich auf, mussten aber auf eigene Splittergruppen zu Gunsten anderer Völker verzichten. So waren z. B. im 11. Jahrhundert weder die Bulgaren noch die Slawen dieselben wie zur Zeit ihrer Ethnogenese oder ihrer Niederlassungen auf dem Balkan. Später wurden die beiden Ethnien in den transdanubischen Gebieten allmählich unter den Magyaren, im turksprachigen Nomadenmeer und in dem sich noch im Anfangen befindenden Rumänentum aufgelöst. Veränderungen erfolgten auch unter dem schon formierten slawisch-bulgarischen Volk des Zweiten Reiches, besonders nach den Niederlassungen von Petschenegen, Uzen und Kumanen, nach der Verschiebung walachischer Hirtengruppen gen Norden, nach der Ausbreitung des serbischen Einflusses im Westen und nach den ständigen „griechischen“ Einwirkungen vom Süden. Zum Ende dieser Zeitspanne erschienen mit der osmanischen Invasion auch die Roma: die ersten sicheren Nachrichten von Zigeuner im Ägäis-Raum stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die darauffolgende Periode brachte in der ethnokulturellen Landschaft große Umwandlungen mit sich. Unmittelbar vor der neuen Staatsgründung bestand etwa 1/3 der Bevölkerung Bulgariens aus Muslimen: Türken, Tataren, Tscherkessen, Pomaken, Zigeuner. Inhomogen war die Zusammensetzung der christlichen Bevölkerung selbst und sogar die bereits etablierte bulgarische Nation sollte sich nach einer fünf Jahrhunderte währenden Entwicklung wesentlich von dem mittelalterlichen bulgarischen Volk unterscheiden, so wie sich auch ihre Sprache änderte. Hundert Jahre danach wandelt sich der ethnische Bestand der Bulgaren immer weiter. Darin treten manche Gruppen von Gagausen, Roma und Türken ein, man beobachtet aber auch Tendenzen, dass sich bulgarische Muslime an die türkische Gemeinschaft anschließen und dass sich christliche Bulgaren aus dem Südwesten an die erst seit dem vorigen Jahrhundert aufgebaute mazedonische Nation orientieren. Dies bezeugt, dass das Formieren von Völkern und Nationen nicht einfach als einen einmaligen und zeitlich begrenzten Akt betrachtet werden darf, sondern eher als ein anhaltender Evolutionsprozess, im dessen Verlauf ununterbrochen neue Qualitätszustände erreicht werden. In dieser ganzen Zeit waren die türkischen Einflüsse ständig in Bulgarien präsent.

Die heidnische Periode

Der erste Zeitabschnitt, der mit der Epoche des Donaubulgarischen Staates zusammenfällt, verlief unter der Hegemonie der Bulgaren. Sie setzten die von Hunnen, Awaren und Türk[üt]en übernommenen Verwaltungstraditionen durch, welche den Staatsaufbau, die militär-administrative Organisation und die dazugehörige Terminologie, prägten. Aus dieser Zeit sind Fachausdrücke, persönliche Namen, Titel, Einzelwörter u. a. erhalten geblieben, die uns bis zu einem gewissen Grade erlauben, das alte Bulgarische zum türkischen Zweig der altaischen Sprachgemeinschaft zu zuordnen.

Das Ende dieser Periode ist nicht deutlich ausgeprägt, weil auch nach der Bekehrung zum Christentum einige Elemente des Paganismus unversehrt blieben, die Bulgaren ihre eigene Sprache im Alltag weiter benutzten, die Literaten bulgarische Termini technici verwendeten, und der Aufbau des Staates noch die geerbten traditionellen Züge aufwies. Die Durchsetzung des Christentums als eine gemeinstaatliche Religion trug zur ideologischen Verbundenheit der Bevölkerung bei. Eine noch entscheidendere Rolle spielte die Einführung der kyrillischen Schrift und der slawischen Sprache sowohl für die Bedürfnisse des Gottesdienstes als auch in alle Staatsangelegenheiten. Und wenn bis dahin die kulturelle Wechselwirkung zwischen Bulgaren und Slawen zu ihrer Teilassimilierung führte, so wurde mit dem Etablieren des Slawischen als eine offizielle kirchliche, Literatur- und Verwaltungssprache der Konsolidierungsprozess des neuen [slawisch]-bulgarischen Volkstums vorangetrieben. Große Verdienste dazu hatte die byzantinische Herrschaft, die nach den Umwandlungen in Bulgarien nicht lange auf sich warten ließ. Sie nivellierte die Unterschiede zwischen beiden Ethnien, indem sie Bulgaren und Slawen zu gleichgestellten Untertanen des Kaiserreichs machte.

Die Christianisierung änderte die Gestalt des bulgarischen Staates. Unter den christlichen Herren aufgenommen, begann nun der sich als knjaz (Fürst) bezeichnende Herrscher mit dem Eifer eines Proselyten gegen die Traditionen zu kämpfen. Das Verlassen der herkömmlichen Residenz von Pliska und die Errichtung der Hauptstadt in Preslav symbolisierten einen unwiderruflichen Abbruch mit dem Heidentum. Dieser Akt beschränkte sich aber nicht nur in symbolischen Handlungen, sondern wurde durch zusätzliche Maßnahmen zur Beseitigung von Spuren der Vergangenheit begleitet. Wahrscheinlich wurden eben damals Aufzeichnungen mit der „heidnischen“ Runenschrift vernichtet – diejenige „Striche und Schnitze“, wie sie der altbulgarische Schriftsteller Černorizec Hrabăr nannte. Zusammen damit sollte allmählich der Gebrauch des [Proto]Bulgarischen im 10. Jahrhundert nur im Familienkreis für die alltäglichen kommunikativen Bedürfnisse eingeschränkt werden.

Doch sowohl das Ende als auch der Anfang dieser Zeitspanne stellt viele Fragen. Es handelt sich hier um die ethnische Herkunft der Bulgaren selbst. Sehr wenig, wenn nicht fast nichts, wissen wir über denjenigen Kern ihres Stammesverbandes, der den ursprünglichen Träger der Volksname war. Die Einordnung der Bulgaren unter den frühen Turkvölker ist auf eine Reihe traditioneller Gründe zurückzuführen, die ihre Motivation in Sprachresten, in der Gesellschaftsordnung und der militär-politischen Organisation, in den Spuren des Alltags, der Kultur usw. findet, welche Merkmale aber bis zu einem gewissen Grade mit dem allgemeinen eurasischen Steppenmodell zu vergleichen sind und daher auch von anderen (einschließlich nicht-altaischen) Ethnien leicht übernommen werden könnten. Von all diesen Angaben bieten vielleicht die Sprachresten den größten Anlass, die [Proto]Bulgaren zu den „turko-altaischen“ Völkern zu zählen. In ihrer Mehrheit bestehen sie jedoch aus Personen- und Stammesnamen, aus Titeln und spezifischen Termini, unter denen sich auch viele nicht türkische Elemente befinden.

In den mittelalterlichen Quellen wurden die Bulgaren niemals als Türken definiert. Erst im 10. Jahrhundert erwähnten einige muslimische Schriftsteller, dass die bulgarische Sprache dem Chasarischen ähnlich war (so al-Iṣṭaḫrī, Ibn Hawqal) oder eine Mischung aus dem Türkischen und dem Chasarischen (so al-Bīrūnī) darstellte. Sie zielten dabei allerdings auf das Idiom der Wolga-Bulgaren. In diesem Sinne müssen wir auch die Behauptung M. Kašġarī’s deuten, dass die Sprache von Bulġār, Suvār und Päčänäg in der Nähe der Byzantiner Türkisch war. Die chronologische Konsequenz dieser Nachrichten verführt uns, die Vermutung zu äußern, dass sich darin wohl die allmähliche Turkisieren des Wolgabulgarischen widerspiegelt (von einer „chasarisch-ähnlichen“ durch eine „chasarisch-türkische“ bis eine „türkische“ Sprache), welcher Prozess noch vor dem Mongoleneinfall im 13. Jahrhundert vollendet wurde. Jedenfalls stellt diese Sprache eine spätere Entwicklungsstufe des Ur-Bulgarischen dar, worin nun auch oghusische und kiptschakische Elemente zu spüren sind. Man findet hier verschiedene Dialekte, und mit der Bekehrung zum Islam geriet das Wolgabulgarische unter dem Einfluss der in Mittelasien herausgebildeten turkoislamischen Literatursprache. Dies muss berücksichtigt werden, wenn man linguistische Parallele zwischen den beiden bulgarischen Gruppen zieht und Fragen nach dem Charakter der Sprache vor dem Zerfall von Magna Bulgaria stellt.

Das Quellenmaterial aus Donaubulgarien erlaubt auch keinen weitreichenden Zusammenfassungen. Zwar wird damit die Ansicht unterstützt, dass das [Proto]Bulgarische als Ganzes zu der türkischen Gemeinschaft gehört. Doch ob es vom Anfang an eine Turksprache war, oder ob es sich vielmehr um eine mit „türkischen“ Elementen vermischte Sprache handelte? Die überlieferten Titeln und Personennamen bilden keinen sicheren Grund, um präzisere Schlussfolgerungen zu ziehen. Solche Lexeme sind beweglich und sogar von Fremdvölkern leicht zu übernehmen. Ähnlich ist die Lage mit der Militär- und Kalenderterminologie. Die bulgarischen Bezeichnungen von Ausrüstung, Monatsnamen und Zahlwörtern weisen auf eine Sprache hin, die nah des Tschuwassischen stand, doch viele Eigentümlichkeiten besaß, so bei der Verwendung des parthischen Wortes samōr („Maus“, vgl. somor) oder bei der Bildung von Ordinalia mittels der Nachsilbe -°m, was ein typisch iranische grammatische Besonderheit in der sonst für ein „türkisches“ Idiom gehaltenen Sprache der Ur-Bulgaren darstellt. Und obwohl die nicht slawischen Glossen aus der sog. Namensliste mit Hilfe tschuwassischer und wolgabulgarischer Parallele gedeutet wurden, spiegeln sie solche Formen wieder, die näher der ursprünglichen „hunno-bulgarischen“ Mundart als ihren späteren Ausläufern standen. Ob auch diese Sprache als „türkisch“ zu bestimmen ist, hängt nicht zuletzt von dem Sinn ab, der in diesem Begriff hineinsteckt.

Nach aller Überlegungen könnte man die Vermutung äußern, dass obwohl die Bulgaren der Donau als ein „türkisches“ oder turkisiertes Volk erreichten, war ihre Herkunft „nicht-türkisch“ (gemischt) oder wohl „vor-türkisch“. Natürlich spielte dies keine Rolle für die darauffolgende Zeitspanne. Auf dem Balkan erschienen die Bulgaren als Vertreter derjenigen östlichen Völker, die von der Wissenschaft als „Turko-Altaische“ bezeichnet werden. Die Frage ist nun, ob ihre Sprache die allgemeine Evolution der türkischen Sprachfamilie folgte und sich in welche Richtung weiterentwickelte – einerseits parallel zum Wolgabulgarischen und andererseits unter dem Einfluss der einheimischen Mundarten? Gab es darin Anfänge einer Oghusierung wie in der Sprache der Wolgabulgaren und ob sie eventuell auf gemeinsame Tendenzen der inneren Sprachentwicklung oder auf das Vorhandensein vom ähnlichen oghusischen Superstrat zurückzuführen ist? Und noch etwas. Die These von einer „Verschmelzung“ der Bulgaren in dem Slawentum muss korrigiert werden mit Rücksicht auf ihren Terminus ante quem. Bis zur Christianisierung waren die Bulgaren Herren in ihrem eigenen Staat. Auch wenn es gewisse ethnische Verschmelzungen gäbe, reflektierten sie nicht so stark auf die bulgarische Sprache und Kultur. Eher umgekehrt, bulgarische Wörter und Termini sollten in die Sprache der Slawen eindringen. Erst nachdem das Slawische zu einer liturgischen Schriftsprache gehoben wurde, begann es allmählich das Bulgarische zu verdrängen. Aber auch danach lebte das Bulgarische als ein Kommunikationsmittel im Alltag seiner Träger weiter. Ihre Sprache soll erst nach dem 12. Jahrhundert vollständig verschwunden (oder geändert!) worden sein, zur Zeit der nächsten Phase der bulgarisch-türkischen Interaktionen.

Die byzantinisch-bulgarische Zeit

Die Wiederherstellung der oströmischen Herrschaft über das Gebiet der Unteren Donau wurde von bedeutsamen Änderungen im politischen und kulturellen Bereich gefolgt. Einmal im Rahmen des Imperiums integriert, übernahm Bulgarien viel leichter das byzantinische kulturelle Model. Später betitelten sich seine Herrscher als „Zaren (d. h. Cäsaren, Kaiser) der Bulgaren und Griechen“, bekleideten sich nach der romaeischen Mode und selbst die Hauptstadt des Zweiten Reiches, Tărnovo oder Tărnovgrad („die Stadt von Tărnov), wurde unter den Einheimischen als Zarevez (aus Zar < „Caesar, Kaiser“) bekannt, welcher Name in Analogie zu Zarigrad („Kaiserstadt“ – die slawische Bezeichnung Konstantinopels) gebildet wurde. Die byzantinische Botmäßigkeit besaß aber noch eine wesentliche Besonderheit: eben zu dieser Zeit erfolgten auf dem Balkan die ersten Niederlassungen von Splittergruppen mittelalterlichen Turkvölkern, die vor allem dort siedelten, wo es auch vorher eine „turko-bulgarische“ (oghuro-bulgarische) Bevölkerung gab. Dies führte zu drei eng miteinander verbundenen Prozesse, nämlich:

  1. Zu ein partielles „Re-Turkisieren“ der Bulgaren, d. h. zu eine Belebung und „Erneuerung“ ihrer turko-altaischen Sprache und in diesem Sinne auch zu ihr zusätzliches „Turkisieren“, inwieweit sich darin einen oghusischen (später auch kiptschakischen) Superstratum schichtete, der die Grundzüge des Bulgarischen allmählich änderte;
  2. Zu eine „Verschmelzung“ der eingewanderten Türken mit Nachfahren der [proto]bulgarischen Bevölkerung, wobei neue turkophone ethnographische Gruppen der Bulgaren entstanden;
  3. Zu „Bulgarisierungen“ einiger davon, d. h. zu ihren Anschluss an das neue mittelalterliche [slawisch]bulgarische Volkstum als lokale ethnographische Varianten der nun slawophonen bulgarischen Bevölkerung.

In dieser Zeit ließen sich Petschenegen auf dem Reichsboden im westlichen Bulgarien sowie in den nordöstlichen Teilen des Landes und im Gebiet von Dobrudscha nieder. Dort sind auch ihre Spuren zu suchen und zwar als eine sesshaft gewordene Bevölkerung, welche allmählich die gemeinbulgarischen Lebenszüge aus ihren Nachbarn übernahm und sich mit der Zeit zu einer ethnographischen Sondergruppe (oder -gruppen) entwickelte. Viel schwierig wäre die darauffolgende Niederlassung von Uzen (Torken) und besonders von Kumanen festzustellen, deren Siedlungen, nachdem sich Bulgarien von dem Kaiserreich losriss, den byzantinischen Schriftstellern selbstverständlich nicht bekannt wurden. Auch die Frage der kleinasiatischen Seldschuken auf dem Balkan bedarf einer eingehenden Untersuchung, da die Kaisertochter und Historikerin Anna Komnene z. B. von einem Τουρκοι-Korpus schrieb. Sie bewohnten das Gebiet des sogenannten Achrida und ihre Nachkommen, falls sie sich bis zum 14. Jahrhundert erhielten, von den Osmanen absorbiert werden könnten. Was die Uzen und Kumanen anbetrifft, würden uns beim ihren Lokalisieren die archäologischen Angaben aus den spätnomadischen Begräbnissen zu Hilfe kommen, da es Unterschiede im Bestattungsritus gab, und zwar mit dem Kopf nach Osten (bei den Kumanen) und nach Westen (bei Torken [Uzen] und Petschenegen). Noch wichtiger sind die toponymischen und anderen linguistischen Angaben (so etwa Personennamen und Lexemen, die in den altbulgarischen schriftlichen Denkmälern aus der vorosmanischen Zeit und in den gegenwärtigen Mundarten Bulgariens erhalten worden sind), sowie die auf uns gekommenen Nachrichten über manche Ereignisse aus der Geschichte des Zweiten Bulgarischen Reiches. Wie es scheint, verstreuten sich damals die Kumanen weit und breit über die bulgarischen Länder, so etwa in Mazedonien, im Gebiet von Sofia und Tărnovo, um die Städte von Vraca, Vidin und Kotel, im Flusstal von Vit, im Gebiet der heutigen Silistra usw. Größere Uzen- und Kumanengruppen sollten sich wahrscheinlich im Nordosten Bulgariens niederlassen, also in denjenigen Landstrichen, wo schon vorher eine petschenegische Bevölkerung angesiedelt wurde, und die noch früher auch die [Proto]Bulgaren bewohnten. Dies führte zu neuen ethnokulturellen Aufschichtungen unter der sich bereits im Prozess der Bulgarisierung befundenen genuinen Türkenbevölkerung, reanimierte aber vielerorts auch die türkische Sprache, besonders in Regionen, worin den slawischen Einfluss nicht so stark gewesen war.

Die ständige Einwirkung der slawophonen Umgebung trug dazu bei, dass die Neuangekommenen sich mit der Zeit zu abgesonderten ethnographischen Gruppen der bulgarischen Bevölkerung entwickelten. Eine solche Gruppe sind vielleicht die sogenannten Šopen (bulg. šopi) in der Umgebung von Sofia, in deren weiblichen Typus noch Constantin Jireček gewisse „turanische Züge“ zu erkennen glaubte. Später wurden sie mit dem petschenegischen Stamm Τζοπον (*Copon, Čopan) in Verbindung gebracht, der zur Zeit des Kaisers Konstantin VII. Porphyrogennetos (10. Jh.) immer noch die Steppe jenseits des Dnjeprs bewohnte, oder für Nachkommen der Protobulgaren gehalten, die sich unter dem Khanen Krum im Gebiet von Serdika (d. i. Sofia) niederließen. Eine weitere ethnographische Gruppe, wofür man wieder eine petschenegische Herkunft vermuten darf, sind die sogenannten Kapanen (bulg. kapanci) in der Region von Rasgrad, Nordosten Bulgariens, die wahrscheinlich einst auch kumanische Elemente in sich absorbierten. Auch für sie suchen die Forscher eine eventuelle ur-bulgarische Abstammung. Doch nach der Beschreibung von Konstantin Porphyrogennetos befand sich jenseits der Donau der petschenegische Stamm Χοπόν (*Qapan). Dazu sollten wahrscheinlich diejenigen zwei Sippen dieses Volkes gehören, die sich als erste in Bulgarien niederließen. Eine ganz besondere Stelle nehmen aber die Gagausen ein, die Ortschaften von Dobrudscha und der Schwarzmeerküste bewohnen. Noch im 19. Jahrhundert waren die Forscher von dem ost-orthodoxen Glaubensbekenntnis dieser Bevölkerung, verbunden mit einer den türkischen Mundarten Bulgariens nahestehenden Muttersprache, verblüfft. Dazu kommt die ausdrückliche Selbstbestimmung der Gagausen als „alte Bulgaren“ und das unter ihnen verbreitete religiöse Karamanli-Schrifttum (in griechischer Schrift mit „türkischer“ Sprache). Deshalb befassten sich bereits Generationen von Forscher mit dem Gagausen-Problem, ohne jedoch die Herkunftsfrage dieser Bevölkerung beantworten zu können. Gewöhnlich wird ihr Idiom entweder für einen balkan-türkischen Dialekt, oder aber auch für eine in der Neutürkischen Epoche (15.-20. Jh.) entstandene Einzelsprache, erklärt. Die Gagausen selbst werden wegen ihrer traditionellen bulgarischen Kultur und Lebensweise sowie wegen ihres Selbstbewusstseins für eine nichtslawophone ethnographische Gruppe der Bulgaren gehalten. Doch da die Sprache als Hauptmerkmal des „Nationalen“ erscheint, kann man sie auch als ethnische Gruppe mit einer traditionellen Balkankultur charakterisieren. Ethnisch oder ethnographisch, Sprache oder Dialekt – das sind die Fragen, womit sich die Wissenschaft längst konfrontiert. Vielleicht müssen wir die Gagausen schließlich als eine spät angekommene turksprachige Gruppe definieren, wobei der Prozess ihrer Bildung als ein separates Volk einst im bulgarischen ethnischen Territorium anfing, doch auf eine weitere Entwicklungsstufe abgebrochen zu sein scheint.

Das Gagausen-Problem weist darauf hin, dass es unter der mittelalterlichen bulgarischen Bevölkerung neben dem überwiegenden slawophonen Teil auch turksprachige christliche Bulgaren gab. Ihr Schicksal bleibt zur Zeit der osmanischen Herrschaft unklar. Wahrscheinlich bildeten diejenigen davon, die ihre christliche Glaube aufbewahrten, das Gagausen-Phänomen, oder sie wurden zusätzlich slawisiert, da sogar im 16. Jahrhundert in den osmanischen Registern immer noch Bulgaren mit türkischen Personennamen (wie Balika, Čoban, Dogan, Dušman, Kuman, Kăvkan, Nogoj, Parmak, usw.) eingetragen wurden. Andere sollen sich infolge der Islamisierungsprozesse an das neue osmanische Volk angeschlossen haben. In ihrer Mehrheit stellten sie vielleicht Nachkommen der Uzen (Usen, Gusen, Oghusen, Torken) dar, da diese in ethnolinguistischer Hinsicht den osmanischen Türken (auch Oghusen!) nah standen und sich einst sowohl mit den Petschenegen als auch mit Kumanen konfrontierten, während die Letzen viel stärker engere Beziehungen mit den Bulgaren anzuknüpfen pflegten. So kann man die Bezeichnung „Uz eyāleti“ (Uzen-Provinz), die Evlija Čelebi im 17. Jh. den nordöstlichen bulgarischen Gebieten gab, viel leichter erklären. Für eine uzische Herkunft der Türken im Gebiet vom Deli-Orman, Nordosten Bulgariens, sprachen sich auch manche türkische Gelehrte wie M. F. Köprülü. Aber auch unter die anderen turksprachigen Elemente gab es solche, die sich an das osmanische Volk anschlossen und dies wundert uns gar nicht. Teile der Bulgaren, die das Christentum weit vor den Kumanen und Petschenegen übernahmen, bekannten sich später zu Islam. Wie leichter wäre diese Bekehrung für die Nachfolger derjenigen Reiternomaden, deren Herkunft und Sprache sie mehr mit den neuen Herren als mit der slawophonen Masse verband! Man darf kaum die Tatsache unterschätzen, dass fast überall in Bulgarien, wo von Islamisierungen und Turzisierungen die Rede sein kann, auch Spuren der vorosmanischen Türken zu finden sind. Das Problem besteht eigentlich darin, dass die türkische Bevölkerung dieses Landes bislang ungenügend erforscht wurde, um man ihre ethnographischen Gruppen festzustellen und anhand eines Vergleichs mit Materialien aus der Türkei selbst ihren „anatolischen“ und „balkanischen“ Varianten besser abzugrenzen.

Die osmanische Epoche

Die osmanische Herrschaft spielte eine entscheidende Rolle nicht nur für die weitere Gestaltung des bulgarischen Volkstums, sondern auch für das Entstehen desjenigen turko-islamischen Massivs, das im Grunde der türkischen Minderheit lag. Mit der osmanischen Invasion endeten die Völkerwanderungszeiten Europas. Am Westen wurde diese Epoche noch im 10. Jahrhundert mit der magyarischen „Landnahme“ abgeschlossen, während sie im Osteuropa auch später, bis zum Auftreten der Osmanen im 14. Jahrhundert, andauerte. Dies prädestinierte die gewisse Abtrennung der Balkanvölker von der gemeineuropäischen Entwicklung, was durch ihre Isolation zur Zeit der osmanischen Herrschaft zusätzlich vertieft wurde.

Jahrhundertelang saugte der Balkan ähnlich wie einen Schwamm die aufeinanderfolgenden Wellen der Völkerwanderungen auf und wurde zur letzten Zufluchtsort für ethnische Splittergruppen, die sich erst von nun an „westlich“ zivilisieren ließen. Doch während einst Byzanz darauf aufbauend einwirkte, indem es auch die „Barbaren“ nördlich vom Konstantinopel zu seinen Werten heranzog, wurde die Situation dort mit dem Auftreten der Osmanen verkompliziert. Als Träger und Verbreiter von geistlichen Werte, die wenn nicht so fremd doch sich konfrontierend mit der christlichen Weltanschauung der Balkanvölker waren, tolerierten die Osmanen eine Kultur, welche sich von der vorgefundenen einheimischen Kultur ziemlich unterschied. Wegen der entscheidenden Bedeutung der Religion im Leben der mittelalterlichen Gesellschaft, könnten die Adepten der neuen Zivilisation nur als Muslime existieren. Die Masse der Bevölkerung, die den christlichen Werten treu blieb, musste eine unterworfene Rolle ohne Aussichten auf Prosperität spielen. Die Tatsache selbst, dass Bulgarien für eine längere Zeit eine innere osmanische, an der europäischen Welt nicht angrenzende, Zone blieb, trug dazu bei, dass die Menschen viel stärker den Einwirkungen der osmanischen Lebensweise unterzogen wurden. Die osmanische Periode ist auch eine Zeit bedeutsamer ethnodemographischer Veränderungen. Mit der Einnahme des Landes ließ sich darin das neue türkische Volkselement nieder. Dies waren nicht nur Militärkontingente und Vertreter der Administration, des religiösen Kultes und der Intelligenz, sondern auch wandernde Hirtengruppen und bäuerliche Bevölkerungsteile, die dort ihre neue Heimat fanden.

Die Zeit der osmanischen Herrschaft ist mit der Verbreitung des Islams im Lande verbunden, also mit einem Prozess, der von den regierenden Kreisen immer toleriert und gefördert wurde. Damit verlor der Staat gewiss einige Einkommen (z. B. aus der Džiziye-Steuer), befestigte aber gleichzeitig seine Position in den christlichen Provinzen und vergrößerte sein Militärpotential, wobei die Menschenverluste aus den Kriegen schnell ausgefüllt wurden. In diesem Sinne sind die osmanischen Militärerfolge nach Mitteleuropa nicht zuletzt auch denjenigen frischen Kräften zu verdanken, die ständig aus den Balkanvölkern ausgesaugt wurden. Ob individuell oder massenhaft wirkte die Islamisierung in der ganzen osmanischen Epoche hindurch. Man kann nur die Vermutung äußern, dass der freiwillige individuelle Übertritt zum Islam auch zu einem bewussten Turkisieren führte, infolge des natürlichen Bestrebens der Konvertiten, sich in allem den genuinen türkischen Muslimen anzugleichen.

Unabhängig von ihrer Herkunft bildeten die Muslime in Bulgarien mit der Zeit eine riesige und vorwiegend türkisch-sprachige Gemeinschaft, die nach der Befreiung des Landes ihren privilegierten Status verlor und sich in eine Minderheitengruppe als Teil des komplexen osmanischen Erbes umwandelte. Heute ist es schwierig ihre konkrete ethnische Abstammung mit Sicherheit festzustellen. In einer historischen Perspektive zeigen sich hier verschiedene Schichten auf, welche die Frage zusätzlich komplizieren. Unter der heutigen türkischen Minderheit Bulgariens gibt es etwa Nachkommen von:

  1. Türkischen Ansiedler aus Kleinasien, die im gleichen Masse sowohl aus dem osmanischen Beylik als auch aus den anderen, sich nach dem Zerfall des Seldschuken-Sultanats entstandenen Fürstentümern, herstammen. Aber auch ihr ethnischer Bestand war kaum homogen, da sich unter den osmanischen Kriegern ihrer Herkunft nach unterschiedliche muslimische und islamisierte Elemente befanden.
  2. Türkische Gruppen, die infolge der Bekehrung der örtlichen Bevölkerung entstanden und zwar von: (a) islamisierten und turkisierten slawophonen Bulgaren; (b) islamisierten und turzisierten turksprachigen Bulgaren; und (c) islamisierten und turkisierten anderen nicht bulgarophonen Christen.
  3. Türken, die ihre Abstammung von turzisierten muslimischen Elementen herleiten, wie etwa von: (a) turksprachigen Muslimen (Tataren); (b) nicht turksprachigen Muslimen (Araber, Persern, Albaner, Tscherkesen, Roma, Pomaken), die sich an das osmanisch-türkische Volkstum anschlossen.

Zum Schluss

Dies alles beweist uns, wie schwierig man der Kolonisations- oder auch der Islamisationsthese von der Herkunft der türkischen Minderheit eine Priorität beimessen kann. Und schließlich was für eine Bedeutung heute die ethnische Herkunft eines Menschen haben soll, der sich zum Islam bekennt und sich traditionell als „Türke“ erfasst? Bei einer Politik, die seine Menschen- und Minderheitenrechte berücksichtigt, könnte das Beweisen seiner bulgarischen Abstammung dazu beitragen, dass er sich noch stärker zur eigenen Heimat verbunden fühlt. Sonst würde man ihn aus ihr zurückstoßen. Aber auch wenn seine Vorfahren einst als Ansiedler gekommen waren, steht er heute als Vertreter einer Bevölkerung, die seit Jahrhunderten auf bulgarischem Boden lebt. Und wieder ist die nationale Politik diejenige, die auf das Verhalten dieser längst autochthon gewordenen Balkaneinwohner auswirken wird.

Bereits im dritten Millennium sollten allerdings die ethno-religiösen und die daraus erfolgten kulturellen Unterschiede zwischen den Völkern nicht die bestimmende Rolle spielen, wie es im Mittelalter oder bei der Bildung der modernen Nationalstaaten der Fall war. Bulgaren und Türken haben viel gemeinsames, viel mehr als man normalerweise erkennt. Auch Bulgaren und Serben, Bulgaren und Griechen, Bulgaren und Rumänen. Es ist meine feste Überzeugung, dass man diese Gemeinsamkeiten positiv nutzen kann und muss, dass man „den anderen“ besser kennenlernt und Streitfragen nur im Gespräch zu lösen versucht, um den Balkanvölkern ein besseres Dasein zu verschaffen. In diesem Sinne wäre es von einer großen Bedeutung, falls es die Politiker und die intellektuellen Eliten der heutigen Balkan-Nationen gelingt, sich zu ein intensiveres „Mit-einander-leben“ zu bewegen, im Namen der Zukunft, im Namen des Friedens und im Namen des Lebens.

Weil wir alle gleichwertig sind - nur eine Handvoll Staub vor dem Antlitz der Ewigkeit.